Foto Brasilien Fernanda 2

(Foto: Fernanda von Sachsen Gessaphe, © privat)

Auslandsaufenthalt in Rio de Janeiro:

Erfahrungsberichte von Fernanda von Sachsen Gessaphe und Linus Coutureau 

Im letzten Semester hatten zwei unserer Studierende die Möglichkeit zu einem durch PROMOS geförderten, mehrwöchigen Auslandsaufenthalt in Rio de Janeiro, Brasilien. 

Hier die zwei Erfahrungsberichte:

Erfahrungsbericht von Fernanda von Sachsen Gessaphe

Mein Studienaufenthalt in Rio de Janeiro war zweifellos eine der prägendsten Erfahrungen meines Lebens. Zuerst war ich unsicher, was mich in dieser Stadt erwarten würde. Doch schon bald wurde mir klar, dass diese Reise nicht nur meine musikalischen Fähigkeiten intensivieren, sondern auch mein persönliches Wachstum enorm fördern würde.

Die Gastfreundschaft der Menschen in Rio de Janeiro war überwältigend. Gleich nach meiner Ankunft wurde ich in die Gemeinschaft aufgenommen, sowohl an der Universität als auch im alltäglichen Leben. Die Studierenden an der Universität waren nicht nur fachlich interessiert, sondern auch offen für neue Bekanntschaften. Diese Offenheit schuf eine inspirierende Atmosphäre, die den Austausch von musikalischen Ideen und kulturellen Erfahrungen förderte.

Rio de Janeiro, mit seiner atemberaubenden Natur und lebendigen Kultur, erwies sich als perfekter Ort, um Brasilien in all seinen Facetten kennenzulernen. Die Stadt pulsiert förmlich vor Leben und diese Energie überträgt sich auf die Musikszene. Jeden Abend begab ich mich zu verschiedenen Konzerten und tauchte so tief in die lokale Musikszene ein. Das Besondere daran war nicht nur das Zuhören, sondern auch das aktive Mitwirken. Schnell wurde ich von Musikern eingeladen, ein oder zwei Stücke bei ihren Konzerten zu singen und knüpfte wertvolle Kontakte zu renommierten Musikern. Später bekam ich sogar die Möglichkeit eigene Konzerte zu singen.

Ich empfehle dieses Auslandsvorhaben nachdrücklich für Studierende, die nicht nur ihre musikalischen Fähigkeiten erweitern möchten, sondern auch ein tiefes kulturelles Eintauchen suchen.

 

Erfahrungsbericht von Linus Coutureau

Ankunft am 14.09.2023; Abreise am 31.10.2023

Ich habe die ersten zwei Wochen nach meiner Ankunft bei einer Bekannten von Martin Zenker (Av. Atlantica, Copacabana) gewohnt.Später bin ich dann in ein AirBnB (Praia de Botafogo, Botafogo) umgezogen und habe dort die restliche Zeit meinesAufenthalts gewohnt. Ich empfehle Wohnungen über AirBnB oder andere Anbieter zu buchen. Ist für brasilianische Verhältnisse zwar teurer als eine normale Mietwohnung, macht aber für uns Deutsche mit Stipendium keinen Unterschied und ist wesentlich flexibler. Außerdem gibt es kaum studentische Wohnmöglichkeiten; Wohnheime gibt es gar nicht. Das einzige wären sogenannte “Republicas”, große, von den Studierendenselbst verwaltete Wohngemeinschaften, aber dort einen Platz zu finden, ist aus dem Ausland sehr schwer und für die kurze Zeit von 6 Wochen ist es auch nicht ratsam. Die Viertel rund um die Universität in der Südzone der Stadt sind alle zu empfehlen, insbesondere Urca, Botafogo, Laranjeiras, Flamengo, Leme und Copacabana. Diese sind nah gelegen und durchaus sicherer als andere Teile der Stadt. Wenn man sich allerdings nur in diesen Stadtteilen bewegen würde, könnte maneinen unvollständigen Blick auf die Stadt erlangen.

Da ich kein offizieller Student war und keine Matricula hatte, gab es für mich nicht wirklich einen Plan, welche Kurse ich besuchen kann .Prof. Korman hat sich merklich bemüht, seine Kolleg*innen gefragt und mich in einem Meeting auch den Professoren des MPB Studiengangs vorgestellt.Trotzdem war es für mich am Anfang ein wenig undurchsichtig, welche Kurse es gibt und welche ich besuchen kann. Letztlich bin ich anfangs einfach zu allem gegangen, von dem ich durch den Kontakt mit Studierenden wusste und habe dann für mich sondiert, welche Kurse am sinnvollsten sind. Da ich ein Instrumentalstudent bin und nicht sonderlich gut Brasilianisches Portugiesisch spreche, waren das im Endeffekt dann eigentlich “nur” Ensembles und die Kurse von Cliff Korman. Das war aber durchaus sehr lehrreich, ich habe brasilianische Musik nicht nur gehört,sondern auch gespielt, war dadurch jeden Tag an der Uni und habe so ziemlich alle Studierenden des MPB Studiengangs kennengelernt. Ich hatte auch zweimal Unterricht beim dortigen Saxophon Professor Marco Tulio. Meiner Erfahrung nach, hat keiner derProfessoren negativ reagiert, auf meine spontane Anwesenheit im Kurs, im Gegenteil. Viele von Ihnen waren sehr hilfreich und haben auch teilweise ins Englische übersetzt.Ohne fließendes Portugiesiesch kann man die theoretischen Kurse allerdings nicht verfolgen.

Der Campus ist super schön. Er befindet sich unterhalb eines Berges in Urca, ganz nah am Zuckerhut und am Meer. Es gibt auch eine Kantine vor Ort und zwischen den Gebäuden der Literatur, Theater und Musik Fakultäten kann man unter Bäumen im Schatten sitzen.So habe ich auch die meisten Studierenden kennengelernt. Der Kontakt zu den Studierenden war das Wertvollste an diesem Austausch.Gleich an meinem ersten Tag an der Universität konnte ich Kontakt mit vielen knüpfen, der den gesamten Aufenthalt und auch danach weiter hält. Die Studierenden des MPB Studiengangs vor Ort haben mich sehr herzlich in Empfang genommen und gleich überall mitgenommen, wo sie auch hingegangen sind. Der Kontakt begrenzte sich nicht nur auf die Unterrichtszeiten an der Universität. Durch den Kontakt mit den Studierenden haben sich mir Möglichkeiten eröffnet, die nicht planbar gewesen wären und die ich mir nicht vorgestellt habe. So konnte ich die junge Musikszene der Stadt kennenlernen, habe unzählige Konzerte besucht, konnte kostenfrei zu renommierten Festivals, habe Musik mit Ihnen gemacht und auch aufgenommen. Ich habe ein authentisches Bild des Studentenlebens in Rio und der Stadt selbst erhalten. Aus dem kurzen, sechswöchigen Aufenthalt sind enge Freundschaften entstanden,die weiterhin bestehen. Besonderen Dank möchte ich an der Stelle an Maria, Xandao, Anoushka, Lourenco, Luis Houtet, Luis Magalhaes, Luca, Pedro, Lorena, Victor, Carol, Joseph, Wolfgang, Diego und alle Musica Popular Studierende richten, ohne sie wäre der Aufenthalt in Rio nicht das gewesen, was er war.

Ich habe die Chance genutzt und bin auch für ein paar Tage nach Sao Paulo gefahren und habe die André Kusmitsch und Feldeman de Oliveira Lacerda (Kurt Maas Jazz Scholars 2023) besucht. Meiner Einschätzung nach ist Sao Paulo wesentlich moderner und fühlt sich in Teilen auch sicherer an; aber als Stadt hat mir Rio de Janeiro wesentlich besser gefallen. Die Mischung aus Natur und Stadt und die Kultur vor Ort sind einfach unschlagbar.