Anlässlich des 10. Jahres des Kurt Maas Jazz Award wurde durch die Hochschule für Musik und Theater München (HMTM), unterstützt durch den Unternehmer und Jazz-Förderer Camilo Dornier, erstmals das Kurt Maas Jazz Scholarship vergeben. Das Stipendium fördert die weltweite Vernetzung des Münchner Jazz Instituts durch die Einladung internationaler Nachwuchstalente nach München.
In diesem Jahr ging diese Förderung an die brasilianischen Musiker André Kusmitsch (Klavier) und Feldeman de Oliveira Lacerda (Posaune).
André Kusmitsch und Feldeman de Oliveira Lacerda wurden vom 17.06.2023 bis zum 17.07.2023 als Gaststudierende nach München eingeladen, arbeiteten in verschiedenen Workshops mit den Studierenden des Jazz Instituts zusammen und traten im Rahmen des Preisträgerkonzerts des Kurt Maas Jazz Award 2023 am 12. Juli in der Isarphilharmonie im Gasteig HP8 auf.
Für die erste Vergabe des Scholarship hat das Jazz Institut in diesem Jahr zwei Institutionen in São Paulo ausgewählt, die für eine innovative Jazzausbildung in Brasilien stehen: die Hochschule Faculdade de Música Souza Lima sowie die Musikschule EMESP Tom Jobim. Die Hochschule Faculdade de Música Souza Lima in São Paulo, die eng mit dem Berklee College of Music zusammenarbeitet, verfügt über eine hochkarätige Jazz- und Samba-Jazzausbildung. Die Musikschule EMESP Tom Jobim in São Paulo ist ein sozio-kulturelles Projekt, das musikalische Talente aus den verschiedensten Vierteln der Stadt intensiv fördert. An beiden Institutionen haben zur Vergabe des Scholarship interne Wettbewerbe stattgefunden.
Der Pianist André Kusmitsch und der Posaunist Feldeman de Oliveira Lacerda (Copyright Foto links: Heloísa Bortz)Der 21 Jahre alte André Kusmitsch begann im Alter von sieben Jahren mit dem Klavierspiel und entdeckte früh sein Interesse an brasilianischer Musik und Jazz. 2016 begann er den Musikunterricht an der staatlichen Musikschule EMESP Tom Jobim (Escola de Música do Estado de São Paulo Tom Jobim), wo er u. a. von Guilherme Ribeiro und Sizao Machado unterrichtet wurde. Im Jahr 2019 begann er sein Bachelor-Studium an der Faculdade de Música Souza Lima in Kooperation mit dem Berklee College of Music in Boston. Er spielt in der Bigband Souza Lima und ist außerdem Pianist und Keyboarder des Sexteto Aurum, einem Ensemble, das vom Career Development Center der EMESP gefördert wird.
Der 24-jährige Feldeman de Oliveira Lacerda erhielt erstmals mit acht Jahren Musikunterricht, seit seinem 11. Lebensjahr spielt er Posaune. Am Conservatório Musical Villa Lobos in São Paulo begann er schließlich mit dem Posaunenstudium, nahm an einem Studienaustausch mit der Juilliard School in New York teil und schloss seine Studien dann an der staatlichen Musikschule EMESP Tom Jobim und der Hochschule Faculdade Santa Marcelina (FASM) ab. Während seines Studiums erhielt er bereits die Möglichkeit, mit vielen renommierten Bands der brasilianischen Musikszene aufzutreten. Aktuell absolviert er ein postgraduales Studium in Musikpädagogik an der Faculdade de Música Souza Lima und nimmt sein erstes Album auf.
Foto v.l.n.r.: André Kusmitsch und Feldeman de Oliveira Lacerda mit Beate Sampson und Prof. Claus Reichstaller beim KMJA Preiskonzert 2023 in der Isarphilharmonie (Copyright Gregory Giakis 2023)
Durch diesen Bericht möchte ich ein wenig von meinen Erfahrungen bei meinem Aufenthalt in München vom 16. Juni bis zum 17. Juli 2023 berichten. Der Austausch entstand aus einer Kooperation zwischen der EMESP Tom Jobim und der Hochschule für Musik und Theater München.
Ich möchte zu Beginn betonen, dass dieser Austausch sowohl für meine künstlerische/berufliche als auch meine persönliche Entwicklung von sehr hoher Bedeutung war. Ich bin überzeugt, dass derartige Projekte stark zur individuellen Entwicklung der eingebundenen Studierenden beitragen.
Die Erfahrung, in einem neuen Land zu sein, eine andere Sprache zu sprechen, neue Menschen kennenzulernen und neue Beziehungen aufzubauen, hat mir vor Augen geführt, wie viel ich noch über die Welt lernen muss. Das ist hervorragend, denn es lässt mich erkennen, wie sehr ich als Musiker, Posaunist und als Mensch noch wachsen kann.
In Bezug auf die Hochschule, war ich sehr dankbar für den warmherzigen Empfang durch alle Mitarbeiter, Lehrkräfte und Kommilitonen. Sie haben uns bei allem, was wir benötigten, unterstützt und sehr geholfen. Die praktischen Ensemble-Übungen, die Big Band und der Einzelunterricht am Instrument waren von hoher Qualität und haben uns viele interessante Austausch-Möglichkeiten mit den Professoren und Studierenden ermöglicht. Und darüber hinaus erlebten wir eine große Offenheit, unsere Erfahrungen mit der brasilianischen Musik mit ihnen allen zu teilen.
Zuletzt möchte ich noch einmal herausstellen, wie prägend die Erfahrung war, an Orten wie den Jazz-Clubs (Unterfahrt, Milla Club), der Isarphilharmonie (in einem denkwürdigen Konzert mit Ivan Lins) oder auf einem Festival in Regensburg zu spielen. Diese Erlebnisse bleiben mir für den Rest meines Lebens in Erinnerung und tragen stark zu der ganzheitlichen Entwicklung als Musiker bei.
Eine feste Umarmung,
Feldeman Oliveira
São Paulo, 21.11.2023
Für mich war dieser Austausch eine unglaubliche Erfahrung. Ich habe viel gelernt, sowohl in musikalischer wie auch in kultureller Hinsicht und Lebenserfahrung. Es war sehr wichtig für mich, neue Horizonte und Perspektiven bezüglich der Musik außerhalb meines Landes wie auch den Wert der brasilianischen Musik außerhalb Brasiliens kennenzulernen.
Über das Institut: es besitzt ein unglaubliches Ambiente. Die Unterstützung und die Ausstattung sind unglaublich. Für mich zum Beispiel, als Pianisten, ist es von extremer Wichtigkeit, auf einem gestimmten Instrument von guter Qualität üben zu könne, was in der Abteilung der Fall war. Alle Klaviere und die Räume waren ausgezeichnet für das Musik üben.
Ich konnte unterschiedliche Konzerte von verschiedenen internationalen Künstlern sehen, die unglaublich waren. Und als Höhepunkt, Ivan Lins, wie ich ihm am Tage des Konzertes gesagt hatte. Niemals hätte ich mir vorgestellt mit ihm auf derselben Bühne zu spielen, zu proben und gleichzeitig mit ihm aufzutreten und mich mit ihm über Musik und das Leben zu unterhalten. Dies ist der Teil, für den ich im Rahmen des Austausches am dankbarsten bin.
Dieser Moment in Deutschland war unglaublich, etwas, das ich als Erfahrung für den Rest meines Lebens mitnehmen werde. Ich hoffe nochmals zurückzukommen und auch, dass weitere Personen, wie ich und Feldeman (Anmerkung des Übersetzers: der zweite Austauschstudierende) diese Gelegenheit geboten bekommen.
Ich möchte mich bei allen Professoren, Studierenden und Organisatoren der Fakultät bedanken, die sehr aufmerksam waren und uns bei Fragen und Zweifeln geholfen haben. Ich hoffe, dass sich diese Partnerschaft noch über viele Jahre erstreckt und weiterhin fruchtbar bleibt.
Herzlich
André Kusmitsch