»Claus Reichstaller, geboren in München ist einer der interessantesten Jazztrompeter in der Szene im Stil von Benny Bailey und Woody Shaw.« (Nathan Davis).
Seinen ersten Kontakt mit der Trompete hatte Reichstaller im Alter von neun Jahren. Schon als Jugendlicher zeichnete sich sein musikalisches Talent ab. Unter anderem gewann Reichstaller bei »Jugend musiziert« den ersten Platz, gefolgt von einem Studium der klassischen Trompete am Richard-Strauss-Konservatorium München.
Während seiner Studienzeit rückte durch die Zusammenarbeit mit international bekannten Jazztrompetern wie Benny Bailey und Al Porcino der Jazz in Reichstallers Fokus und ebnete den Weg zu seiner späteren Musikkarriere.
Seinen internationalen Durchbruch ermöglichte ihm der Tenorsaxofonist und Mentor Nathan Davis. Dieser erkannte und förderte das große musikalische Potential Reichstallers und engagierte ihn 1989 für die Paris Reunion Band, ursprünglich eine Formation aus in Paris lebenden, amerikanischen Jazzgrößen um Kenny Clarke. Darauf folgte eine europaweite Konzert-Tournee unter anderem mit Curtis Fuller, Kenny Drew und Nat Adderly sowie ein Engagement im weltberühmten »Blue Note« Jazzclub in Tokio feat. Robin Eubanks, John Handy, Idris Muhammad, Jimmy Woode und Kirk Lightsey.
Nach zahlreichen erfolgreichen Konzertreisen mit der Paris Reunion Band, gründete Reichstaller 1993 sein eigenes Jazzquintett Conception mit Axel Kühn, Tizian Jost, Paulo Cardoso und Mario Gonzi. Zu dieser Zeit entstand Reichstallers Debütalbum »Conception«.
Aus dieser Idee heraus entwickelte sich 1999 Reichstallers Jazzquartett, besetzt mit internationalen Jazzgrößen wie Kirk Lightsey und Keith Copeland. Das ein Jahr später produzierte Album »Arrival« ist bis heute ein Meilenstein in Reichstallers kompositorischen und solistischen Schaffens.
Doch auch als Sideman hat Reichstaller große Erfolge vorzuweisen. Während seiner langjährigen solistischen Tätigkeit bei der SWR Big Band war er unter anderem an Produktionen mit Sammy Nestico, Bob Curnow und Bob Florence beteiligt, die alle für den Grammy nominiert wurden. Mit dem Programm Swing Legenden mit Paul Kuhn, Max Greger und Hugo Strasser war Reichstaller über mehrere Jahre in den großen Konzertsälen Deutschlands unterwegs.
Einer seiner größten musikalischen Erfolge als Sideman war im Jahr 2006/2007 die »Weremember Clifford«-Tour mit dem Benny Golson Sextett feat. Al Foster, Buster Williams, Mike LeDonne und Randy Brecker.
Parallel zu seiner Tätigkeit als Musiker komponierte Reichstaller auch Theatermusik. Sein erfolgreichstes Werk für das Residenztheater München war die Musik zu Leichtes Spiel von Botho Strauss unter der Regie von Dieter Dorn, das im Herbst 2009 uraufgeführt wurde.
Ein weiteres musikalisches Highlight war die regelmäßige Zusammenarbeit mit einem Streichquartett der Münchner Philharmoniker. Eine CD dieser Formation mit Jazzquartet und Streichquartett erschien im Herbst 2009.
2009 wurde Reichstaller zum Professor und Leiter des Jazz Instituts der Hochschule für Musik und Theater München berufen.
Seitdem leitet er das Institut und hat in seiner Funktion zum Thema Jazz mehrere Veranstaltungsreihen wie etwa »Jazz in Concert«, »Workshop Concert« und den »Kurt Maas Jazz Award« ins Leben gerufen. Studierende engagieren sich zudem an vielen Orten und Clubs in der Münchner Szene mit Konzerten und Jamsessions.
In Kooperation mit der Gasteig GmbH (Kulturzentrum München), war es durch Reichstallers weitreichende musikalische Kontakte möglich im Dezember 2010 eine international besetzte Jazz Masterclass für herausragende Amateure und Studierende zu veranstalten, die JAM:M Jazz Masters München. Als Dozenten mit dabei waren beispielsweise Randy Brecker, Nathan Davis, Patrice Rushen, Abraham Laboriel und Billy Cobham.
Ein neu formiertes Jazzquintett um den Trompeter Claus Reichstaller mit international hochkarätiger Besetzung feierte beim »International Jazz Day« 2016 seine Premiere.
Diese All-Star Formation mit dem aus New Orleans stammenden Jesse Davis am Altsaxophon, Antonio Farao ein Pianovirtuose aus Rom, dem Kontrabassisten mazedonischer Herkunft Martin Gjakonovski und den beiden Münchnern Guido May am Schlagzeug und Claus Reichstaller an der Trompete garantierte ein höchst dynamisches und spannendes Konzerterlebnis.
Durch seine Universitätsaktivitäten entdeckt Reichstaller immer wieder außergewöhnliche junge Jazz-Talente und bietet ihnen eine Plattform auf der Bühne.
»Stets offen für Neues und Veränderung« ist mit Sicherheit eines der Hauptthemen Reichstallers in der Lehre und auf der Bühne.
© Foto: Jazz Institut, HMTM